Brenner-Nordzulauf: Samerberger-Spange bietet Vorteile für Bayern

Brennerbasistunnel Brennernordzulauf Abzweig

Kommentar von Dr. Markus Büchler, MdL im Juli 2024:

Der Vorschlag aus Tirol, beim Ausbau des Brennernordzulaufs auch einen Abzweig nach Salzburg zu bauen, ist klug und sinnvoll. Den Abzweig nicht zu bauen, wäre sogar töricht. Schließlich bietet eine solche Abzweigung südlich von Rosenheim, unterirdisch bis ungefähr Bernau enorme Vorteile! Diese Samerberg-Spange würde nicht nur die österreichische Bahn, sondern auch den bayerischen Nahverkehr und die Verkehrswende im Raum Rosenheim voranbringen. Der Güterzuglärm in Urlaubsorten wie Prien oder Bad Endorf ließe sich deutlich reduzieren, wenn der Transitverkehr die neue Tunneltrasse nutzen könnte. Dank deutlich kürzerer Fahrzeiten würde ein Teil des Verkehrs auf die Schiene verlagert und die Autobahnen von Lkw-Kolonnen und Staus entlastet werden.

Momentan ist sowohl die Bahnstrecke München-Rosenheim-Salzburg als auch die Verbindung München-Rosenheim-Kufstein-Brenner-Italien überlastet. Gleichzeitig ist deutlich mehr Verkehrsangebot, sowohl im Nah-, als auch im Fern- und Güterverkehr das politische Ziel aller Beteiligten. Der Ausbau des Brenner-Nordzulaufs auf vier Gleise in Verbindung mit dem Brenner-Basistunnel schafft eine leistungsfähige europäische Eisenbahnachse mit neuen, dringend benötigten Kapazitäten.

Über den Knoten Rosenheim führt derzeit zusätzlich auch die wichtige innerösterreichische „Hauptschlagader“ (Zürich)-Innsbruck-Salzburg-Wien mit einem dichten und dennoch überlasteten Angebot an Fernverkehrszügen. Diese Verbindung führt über deutsches, bayerisches Territorium, das sogenannte große deutsche Eck. Von Kufstein über Kiefersfelden, Rosenheim, Traunstein und Freilassing bzw. umgekehrt. Ein dichterer Takt wäre hier sehr wünschenswert und sinnvoll, ist derzeit aber aufgrund begrenzter Kapazitäten nicht möglich. Die Züge der österreichischen Bundesbahnen ÖBB belegen also im genannten „großen deutschen Eck“ Gleiskapazitäten, die dann nicht für den bayerischen Nahverkehr zur Verfügung stehen. Der Kapazitätsverlust durch die ÖBB-Züge ist besonders hoch, weil diese zweimal – einmal östlich und einmal südlich von Rosenheim – höhengleich ein- bzw. ausfädeln müssen. Sie behindern damit -ähnlich einem Linksabbieger im Straßenverkehr- die entgegenkommenden innerbayerischen Züge.

Aber auch der bayerische Nahverkehr soll ausgebaut werden. Die Verdoppelung der Fahrgastzahlen ist parteiübergreifend das Ziel der Verkehrspolitik. Das gilt insbesondere auch für den verkehrsreichen Pendel- und Ausflugsverkehr zwischen Rosenheim/Chiemgau und München.

Wenn nun auf der Neubaustrecke des Brenner-Nordzulaufs eine unterirdische Abzweigung südlich von Rosenheim mitgeplant und gebaut werden würde, könnten die ÖBB-Züge künftig bei ihrer Fahrt über das deutsche Eck eine halbe Stunde Zeit sparen! Man darf erwarten, dass Österreich auch die Finanzierung übernimmt. Gleichwohl bietet das Projekt nebenbei auch viele Vorteile für Bayern!

Vorteile einer Abzweigung unter Samerberg für Bayern:

  • Entlastung des Straßenverkehrs auf A93 und A8, da die innerösterreichische Bahnverbindung künftig schneller und bequemer wäre als die Fahrt mit dem Auto von z.B. Tirol nach Salzburg/Wien
  • Taktverdichtungen im bayerischen Nahverkehr u.a. München-Rosenheim-Kufstein wären möglich
  • Weniger Verspätungen im bayerischen Nahverkehr, da die Neubaustrecke selbstverständlich höhenfrei in die Bestandsstrecke nach Salzburg (bei Bernau) einfädeln würde. Momentan ist das höhengleiche Einfädeln verantwortlich für einen großen Teil der Verspätungen auf der Strecke.
  • Weitere Entlastung der Bahnstrecke Rosenheim-Kufstein und somit weniger Lärm durch Güter- und Fernverkehrszüge für Anwohnende in Raubling, Rosenheim, Stephanskirchen, Rimsting, Krottenmühl, Bad Endorf und Prien
  • Lärmsanierungen nach Neubaustandard wären im Zuge der Maßnahme für weitere Orte verhandelbar.

Ich bin sicher, dass die Option für einen Abzweig in die laufenden Planungen eingeflochten werden kann, ohne den Zeitplan für den ohnehin aufgrund Untätigkeit diverser CSU-Bundesverkehrsminister in Verzug befindlichen Ausbau des Brennernordzulaufs zu gefährden.

Wenn sich die Bundesregierungen in Deutschland und Österreich sowie die DB und ÖBB dazu aufraffen und einigen können, würden wir einen großen Schritt zur Verkehrswende in Südostbayern machen können.