Eine besondere Tour führt aufs Kitzsteinhorn. Ich finde diese Tour besonders lehrreich, insbesondere für Familien mit Kindern. Denn man kann dort einen Gletscher angreifen (oder wahlweise anlangen oder anfassen 😀 ). Dazu gibt es eine lehrreiche Ausstellung. Nebst wunderschöner Natur sieht man auch die industrielle Infrastruktur des Skitourismus in brutalster und in Ausbau befindlicher Ausführung. Sowie klägliche Versuche, Schnee und Eis im Sommer vor der Sonne zu schützen. Wirklich dramatisch, spannend, lehrreich – aber auch schön. Hier kannst du deinen Kindern etwas zeigen, was es leider bald nicht mehr geben wird – aufgrund der menschengemachten Klimakrise.
Der Reihe nach meine Tour, die ich gemacht hab für dich zum Nachwandern.
Du fährst nach Kaprun. Das geht in jedem Fall über Zell am See. Dorthin kannst du über Salzburg oder über Zell am See fahren. Ich hab mich für den RailJet nach Wörgl entschieden und von dort mit dem Regionalzug nach Zell am See. Da schaust halt in der App, was für dich am besten passt. Ich nehm immer die ÖBB App. Ist mir viel lieber als der DB-Navigator und du fährst ja nach Österreich. Da passt es dann auch bei Abweichungen am ehesten. In Zell am See geht es weiter mit dem Bus 660 nach Kaprun. Du steigst aus an der Maiskogelbahn.
Kleiner Einschub: Kaprun hat übrigens viel zu bieten! Vor allem eine Besichtigung der Wasserkraftwerke ist sehr sehenswert. Die Wasserkraft war in Österreich immer umstritten, quasi wie in Deutschland die Atomkraft. Weil einzigartige Natur damit aufgestaut und zerstört wird. Gleichzeitig ist der wirtschaftliche Nutzen dieser klimafreundlichen Energie natürlich enorm. Die Kapruner Staudämme gelten als Begründer des ökonomischen Aufstiegs des klein geschrumpften und gebeutelten Österreichs nach den beiden Weltkriegen. Eine Busfahrt hinauf durch die unterirdischen Stollen, eine Besichtigung der Staumauern und -seen ggf. mit Führung oder auch nur ein Studium der Schautafeln finde ich äußerst informativ und eindrucksvoll! Das aber nur am Rande, lässt sich vielleicht am zweiten Tour-Tag oder an einem dritten Tag nach der Tour noch dranhängen.
Zurück zu unserer Wanderung: Diese führt westlich und oberhalb der Wasserkraftwerke. Und beginnt mit einer Auffahrt mit der Maiskogelbahn. Du kannst freilich auch Geld sparen und zu Fuß hinaufgehen, ist aber nicht sooo hübsch. Du fährst nur die Maiskogelbahn und nicht weiter mit der 3K-K-onnection Kaprun-Kitzsteinhorn. Am Namen kannst du schon ablesen, dass hier der ganz große Wintersportzirkus sich austobt. Seine Hässlichkeit im Sommer siehst du dann oben.
Von der Bergstation der Maiskogelbahn auf rund 1550m gehst du die Forststraße hinauf Richtung Maiskogel, zweigst aber bei der Gaststätte Glocknerblick ab auf den Alexander-Enzinger-Weg. Das ist ein kleiner, schmaler aber äußerst hübscher Wanderpfad hinauf auf die Dreiwallnerhöhe 1861m und dann immer am Grat entlang, leicht steigend bis auf 2200m. Nach gut 3km oder einer guten Stunde Genusstour (von der Dreiwallnerhöhe gerechnet) voller Ausblicke in schöne Natur geht der Weg vom Pfad ab und geht leicht links in den Hang hinein. Da kommt dann auch linker Hand nach einem weiteren Kilometer im Bereich einem Gewirr von Seilbahnen die Krefelder Hütte in Sicht, wo du deinen Schlafplatz vorab reserviert hast.
Am nächsten Tag steigst du ein kleines Stück auf zur „Tal“station der Bahn „Gletscherjet 3“. Hier eröffnet sich schon in grausligem Kontrast das ganze Ausmaß der Wintersportanlagen. Hineinbetoniert in einst unberührte Bergwelt. Ich finde es abstoßend hässlich. Eine Vergewaltigung von Natur und Berg. Schifoan is des Leiwandste, keine Frage. Aber das hier finde ich einfach nur pervers. Buch dir ein Ticket für den Gletscherjet 3+4 plus Gletscher-Shuttle aufs Kitzsteinhorn und fahre beide nacheinander hinauf, direkt hinein ins Kitzsteinhorn. Du hast einen spektakulären Ausblick auf den Schmiedinger Kees (Gletscher) und all die Pistenraupen, Schneekanonen, Liftanlagen, Apres-Ski-Bars, Baumaschinen usw. Oben im Kitzsteinhorn erwartet dich aber auch eine interessante Ausstellung, ein leicht begehbarer Tunnel auf die Südseite des Gipfels, zur Glocknerkanzel, mit einem Wahnsinnsblick auf den Großglockner, unser Top of Austria. Es ist überwältigend schön. So groß, so weit, so erhaben. Und im Sterben begriffen – jedenfalls die Bergwelt, wie wir sie kennen und lieben. Die Erderhitzung ändert hier alles. So schnell wie kaum wo sonst auf der Erde. Mich macht der majestätische aber schmelzende Anblick so ergriffen wie traurig. Als ich vor ein paar Jahren auf dem Glocknergipfel war, war die gigantische Pasterze noch ein Gletscher. Inzwischen ist sie nur ein Eisrest, losgelöst vom Nährgebiet am Berg.
Nach der Besichtigung kannst du, ggf. mit deinen Kindern, einen Gletscher hautnah zeigen. Du kannst einfach und gefahrfrei von der Glocknerkanzel hinuntergehen aufs Eis und es bestaunen, befühlen und schmelzen hören. Hören, wie das Eis unter der Sommersonne davon gurgelt und zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen wird. Wasser, das nicht mehr vollständig wie bislang über den Schneefall im Winter ausgeglichen wird, um den Gletscher wieder zu nähren. So schmilzt er unwiederbringlich weg. Ein paar Jahre noch. Vielleicht hier auf der Nordseite noch ein oder zwei oder drei Jahrzehnte. Vermutlich weniger. Wir werden sehen.
Zurück nach Kaprun geht es erstmal mit den Gletscherjet 3+4. Von dort, wieder Nähe Krefelder Hütte, kannst du zurückgehen wie am Hinweg oder auch direkt absteigen ins Kapruner Tal zur Bushaltestelle Kaprun Hinterwald. Eine Seilbahn gäbs natürlich auch. Nein mehrere… ^^
Ich wünsch dir viele unvergessliche und bewegende Eindrücke da oben!

















