Diese Tour auf den Panorama-Berg Loser im steirischen Ausseer Land hat gleich in zweierlei Hinsicht interessante historische Bezüge. Zum einen war der Loser einer der Wanderberge von Kaiserin Sisi. Zum anderen war das Ausseer Land ein Rückzugsort von Nazis und imaginäre „Alpenfestung“. Allerlei historische Spuren also, entlang derer du wanderst.
Die Tour ist als Zweitagestour von München und Wien aus möglich. Von Salzburg oder Linz etc. aus ist es auch eine schöne Tagestour mit gerundet 1100 Höhenmetern An- und 1200 Höhenmetern Abstieg, für die man ca. 6 Stunden Gehzeit braucht.
Auf dem Loser gibt es auch eine Übernachtungsmöglichkeit im Loserhaus. Selbstverständlich sollte man wie immer vorab reservieren. Mein folgender Tourenbericht beschreibt die Tour als Tagestour ab Salzburg. Eine Anreise aus München mit Übernachtung in Salzburg, ist ja kein Problem. Salzburg ist immer einen Besuch mit Abendspaziergang und Einkehr vor dem Wandertag wert.
Von Salzburg gibt es eine super Bus-Verbindung mit dem 150er des Salzburger Verkehrsverbunds SVV im Stundentakt plus Verstärkern nach Bad Ischl. Am besten nimmst du den Bus 150 um 7:55 Uhr. In Bad Ischl wechselst du am Bahnhof auf den RegionalExpress der ÖBB nach Bad Aussee. Dort kommst du um 10:13 an und fährst mit dem Bus 955 um 10:35 weiter bis Altaussee Losermaut Schiarena, wo du um elf ankommst.
Achtung: Der Ausseer Linienbus fährt nur an Wochenenden und steirischen Schulferien bis zur Schiarena. Es gibt aber eine sehr gute Alternative: Den Bedarfsverkehr Salzkammergut-Shuttle. Den kannst du vorab anrufen und dich um 6 Euro sogar noch 1,5km weiter fahren lassen, nämlich bis zum eigentlichen Ausgangspunkt, der Blaa Alm. Telefon: +43 50 422 422.
Hier auf der Blaa-Alm hat sich Anfang Mai 1945, also in den letzten Kriegstagen, der NS-Verbrecher Adolf Eichmann verschanzt und von dort seine lange Flucht bis zur Festnahme 1960 in Argentinien angetreten. Den Befehl, sich auf der Blaa-Alm zu verschanzen, hat er von Ernst Kaltenbrunner, damals Chef des Reichssicherheitshauptamts erhalten, der sich wie andere in Bad Aussee aufgehalten hat, der imaginären „Alpenfestung“ der Nazis. Das Ausseer Land, vormals von vielen auch jüdischen Künstlern und Intellektuellen besucht und bewohnt, wurde von den Nazis als letzter Rückzugsort für sich und die Reste der Wehrmacht auserkoren. Zum Glück hat der Kriegsverlauf diese Fantasien der Nazis überholt. Zu diesem Thema gibt es viele Infos im Netz, ein kompakter Überblick hier: https://topos.orf.at/1945-ausseerland100
Jetzt aber zur Tour. Zum Loser geht es von hier 900 Höhenmeter bergauf. Der Beginn ist gleich bei der Blaa-Alm rechter Hand bei einem Holzhütterl. Durch den Wald geht es hinauf, folge der Karte auf deiner App über den Brombeerkogel. Unterhalb des Losergipfels eröffnen sich immer mehr Ausblicke auf den Altausseer See und die umliegenden Berge bis zum Dachstein. Letzterer gut erkennbar am traurigen Gletscherrest. Noch.
Kurz vor der Loserhütte, auf der man nächtigen kann, geht es links hinauf über einen schmalen aber gut begehbaren Steig Richtung Gipfel, der von der nördlichen, in Blickrichtung rechten Seite mit einem Wanderweg einfach zu erreichen ist. Alternativ gibt es eine Kletterroute über die Südwand linker Hand, aber das ist nichts für mich 🙂 Auf einem meiner Fotos sieht man jemand zum Gipfel heraufklettern, so weit ich weiß genau auf dem Panorama-Klettersteig „Sisi“.
Der Loser war, soweit man weiß, einer der Lieblingsberge der Kaiserin Sisi! Du fragst dich: „Was, eine Kaiserin, die wandert?“ Ja! Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898) war eine außergewöhnlich sportliche Frau und galt als eine der besten Reiter*innen überhaupt in ihrer Zeit, Männer eingerechnet. Besonders gerne hat sie sich außerdem das Bergsteigen gemocht, fernab der Verpflichtungen am ungeliebten Hof in Wien. Die Anreise erfolgte übrigens der Zeit entsprechend mit der Bahn, also war die Kaiserin quasi eine Vorreiterin für „Öffis in die Berge“… 😉 Der Überlieferung nach hat sie dabei dem Personal, das die Kaiserin eigentlich behüten und beschützen muss, sehr zu schaffen gemacht, da sie schneller und fitter gewesen sein soll als die meisten und ihre Begleiter schnell abgehängt hat. Es gibt auch Berichte, dass sie sich gerne alleine auf den Weg gemacht hat. Sehr verständlich. Was davon stimmt, habe ich nicht nachrecherchiert. Jedenfalls ist sie gerne, von der Sommerfrische in Ischl aus auf den Loser gegangen. Sicher nicht die Kletterroute, die hat es damals natürlich noch nicht gegeben. Wahrscheinlich auf einer Wanderroute, wie ich sie hier empfehle. Sogar ein Lied hat sie dem Loser gewidmet: das Loserlied. Mehr Infos u.a. hier: https://tv.orf.at/program/orf3/landderber4794.html
Am Gipfel erwartet dich ein wunderschönes Panorama über das Ausseer Land. Meine Empfehlung ist, nicht den selben Weg zurück zu gehen, sondern eine Schleife über den Hochanger (ebenfalls 1837m) und den Loserblick, einem Fenster im Fels zu nehmen. Schöne Ausblicke ins östlich gelegene Naturschutzgebiet „Totes Gebirge“! Über die Seilbahn-Bergstation erreichst du den Kilerweg, der dich hinunter nach Altaussee führt. Von dort hast du regelmäßige Busanbindung zum Bahnhof Bad Aussee oder halt das Salzkammergut-Shuttle, wenn du es bestellst. Der weitere Rückweg ist wie der Hinweg.









