Mit Öffis in die Berge – Markus‘ Tourentipps. Hier die Tour #29:
Eine wundervolle Tour, die nur mit Öffis Sinn macht, ist von Vernagt bei Meran über die Similaunhütte nach Vent in Tirol. Man überquert also den Alpenhauptkamm mit Blick auf die leider traurigen Reste des Similaungletschers (Niederjochferner). Die Klimaerhitzung vor Augen. Nebenbei kann man die Ötzifundstelle besuchen.
Eine wichtige Vorbemerkung: Wer leicht höhenkrank wird, sollte nicht auf der Similaunhütte übernachten, sondern auf der 500Hm tiefer gelegenen Martin-Busch-Hütte. Denn in meiner Variante kommst du binnen weniger Stunden von 300 auf 3000 Meter – das kann sehr unangenehm werden, falls man nicht von anderen Touren in den letzten Tagen bereits akklimatisiert ist!! Höhensensiblen empfiehle ich dringend die Tour anders herum zu machen, also von Nord nach Süd mit Nächtigung in der Martin-Busch-Hütte. Die folgende Beschreibung gibt meine Tour von Süd nach Nord gegangen, also von Vernagt IT nach Vent AT mit Nächtigung auf der Similaunhütte wieder. Der Reiseablauf ist natürlich andersherum gleich.
Du startest in München mit dem RailJet der ÖBB nach Italien. Die Züge sind stark ausgelastet, daher bitte immer reservieren. Nimm den ersten in der Früh um halb acht. Mit Umstieg in Bozen erreichst du Meran um 12:13 Uhr. Ab Meran brauchst du einen Bus. Am besten installierst du die App suedtirolmobil, die sagt dir, dass der Bus 261 dich direkt nach Vernagt bringt: 12:36 ab, 13:51 an. Direkt am Stausee au frund 1700m Seehöhe steigst du aus.
Zum Wanderweg gehst du gut 100 Meter auf der Straße taleinwärts. Am Ortsende beginnt der Wanderweg rechter Hand und geht über die erste Wiese hinauf zu einem Gasthof. Schon bist du mitten drin in der Ruhe der schönen Bergwelt der Zentralalpen. Durch lockeren Lärchenwald und beweidete Wiesen steigt der Weg gleichmäßig und zügig bergan, quert zweimal einen Bach, bis die Vegetation immer karger wird und schließlich nur noch aus Geröll besteht. Rechts oben siehst du schon einen Masten der Materialseilbahn, dort ist dann auch die Hütte. Vorher hast du aber noch ein letztes Stück Weg am Fels, einmal auch seilversichert aber wirklich nicht problematisch. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind im Hochgebirge natürlich immer Voraussetzung. Der Aufstieg dauert mit seinen rund 1300Hm ca. 3,5 Stunden Gehzeit.
Auf der Hütte angekommen, nimmst du deinen Platz im Lager oder Zimmer ein, den du selbstverständlich wie immer zwingend vorreserviert hast. Die Similaunhütte ist wie die meisten nämlich immer voll in der kurzen Saison.
Am nächsten Tag kannst du dir überlegen, ob du zur Ötzi-Fundstelle gehst (1 Stunde). Der Weg ist etwas ausgesetzt, aber gut gesichert. Schwindelfrei muss man spätestens jetzt unbedingt sein. Oder ob du lieber gleich über die Martin-Busch-Hütte ins Tal nach Vent absteigst. Es gibt auch die Möglichkeit, von der Similaunhütte zur Ötzi-Fundstelle zu gehen und von dort direkt Richtung Martin-Busch-Hütte. Der Weg trifft dann ohnehin bald wieder auf den anderen Weg, der die beiden Hütten verbindet.
So oder so kommst du durch das langgezogene, flache Niedertalbach. Anfangs Steinwüste, dann nach und nach immer grüner. Ich mag diese karge Landschaft sehr. Die Höhen, die Tiefen und der freie Blick führen einen zurück, auf das was man ist: ein winzig kleines Wesen auf dem riesigen Planeten.
Verlaufen kann man sich hier nicht: Es gibt einen Weg und der führt von der Similaunhütte auf 13km Länge bergab, vorbei an der Martin-Busch-Hütte. Ein Weg zum schauen, nachdenken, schauen und genießen. Nach ca. 3-4 Stunden erreichst du Vent auf rund 1900m Seehöhe. Von dort kommst du unregelmäßig aber ungefähr alle Stunde mit Bus 330 bis Sölden und dort mit Anschluss auf Bus 320 nach Ötztal Bahnhof. Von dort hast du viele Verbindungen mit Umstieg in Innsbruck (und wenn du Deutschlandticket nutzen willst in Kufstein) bis München. Fahrtzeit ca. 4-5 Stunden je nach Verbindung. Hinter dir liegt dann eine große Bergrundfahrt durch 3 Länder über zwei Alpenpässe: Den Brenner auf Schienen und den Niederjochpass bei der Similaunhütte. Viel Spaß!
