Na Servus, München! Geht’s noch fader?

„Moderne Architektur hat in London größeren Schaden angerichtet als die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg“, sagt Prinz Charles. Dieser Aufsehen erregende Spruch des britischen Thronfolgers (falls es GB bis dahin noch gibt…) fällt mir ein, wenn ich an den monotonen, charakterlosen Einheitszweckbauten zwischen Laim und Hackerbrücke vorbeifahre. Kilometerlang dieselben weißen aufeinander geschachtelten Würfel. Ideenlos. Langweilig. Einfältig.

Oder wenn ich mit dem Radl die Leopoldstraße entlang, am ebenso schiachen „Schwabinger Tor“ vorbeifahre. Dieselbe Monokultur: Weiße Würfel so weit das Auge reicht. Hingerotzt. Lieblos. Beliebig. Ohne Bezug zur Umgebung, weder in Kubatur noch Oberflächengestaltung. Selbiges könnte genauso in Vororten von Shanghai, Rio oder Moskau stehen. Ramschware für die Immobilienblase: Gekauft wird alles, zu jedem Preis – wir müssen es ertragen. Wo bleibt der Charme Münchens? Ist die Stadt nicht eines der beliebtesten Touristenziele? Nur zum Saufen – oder vielleicht auch wegen der urbanen Lebensqualität, geprägt vom einmaligen, historisch gewachsenen Städtebau?

Ein weiterer Vergleich drängt sich auf: DDR-Plattenbauten. Nur: Die waren aus der Not geboren. Billiger Wohnraum für die Bevölkerung musste her, möglichst effizient. Fällt der heutigen hochdotierten Architektenelite auf den teuersten Baugründen der Republik wirklich nichts Kreativeres ein, als der Nachkriegs-Planwirtschaft? Na Servus, München sog i!

Damit wir uns nicht missverstehen: Moderne Architektur kann großartig sein. Wenn sie in einen Dialog tritt mit den gewachsenen Strukturen in der Umgebung. Wenn sie mehr Buntheit, mehr Leben, mehr Abwechslung in die Stadt bringt: Neues, Überraschendes, Vielfalt! Her damit!
Keine Frage: Auch wir im Landkreis bekleckern uns nicht mit Ruhm: Innerorts allzu oft Einfalt aus Reihenhäusern und Doppelhaushälften. Am Ortsrand Wellblechhüttenverhau mit ALDIOBILIDL, KIKTEDIFUCKO samt lebensfeindlichen Parkplatzwüsten. Hier müssen wir dringend vor der eigenen Tür kehren!

Trotzdem: Mir ist die Gestalt meiner schnell wachsenden Geburtsstadt und Nachbarkommune München nicht egal. Mein München soll kein fader Einheitsbrei aus weißen Würfeln zur optimalen Kapitalverwertung für dahergelaufene Investoren und ihre Traumrenditen werden. Mein München soll liebenswert und schön, aufregend und modern, vielfältig und sozial, lebendig und charmant, kind- und seniorengerecht sein.
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