Internationale Bauausstellung (IBA) – Innovationsschub für den Freistaat?

Veranstaltungsplakat IBA vom 24. Juni 2019

Veranstaltungbericht

Internationale Bauausstellungen sind einmalige Architektur- und Städtebauausstellungen, mit denen Deutschland zu internationaler Anerkennung gelangt ist und die sich in der Regel über einen Projektzeitraum von etwa 10 Jahren erstrecken. IBA Projekte selbst sind im Ergebnis auf Dauer angelegt und sollen die Planungspraxis und Baukultur in Stadt und Region nachhaltig bereichern. Eine IBA stellt sich drängenden gesellschaftlichen Fragen und beantwortet diese durch beispielhafte und zukunftsweisende Modellprojekte rund um ihr Leitthema. Im Freistaat gab es bislang noch keine. Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stadt München bietet nun die Chance, eine bayerische IBA auf den Weg zu bringen. Im Rahmen eines Symposiums haben der baupolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Ursula Sowa, und der Sprecher für Mobilität, Dr. Markus Büchler, diese Woche zusammen mit Expertinnen und Experten über Erfahrungen mit bisherigen Internationalen Bauausstellungen sowie über Voraussetzungen und Chancen einer IBA im Freistaat diskutiert.

Was eine Internationale Bauausstellung auszeichnet hat Uli Hellweg, ehemaliger Geschäftsführer der IBA Hamburg, dargelegt. Aktuell laufen IBAs in Stuttgart, Heidelberg, Thüringen aber auch im benachbarten Ausland in Basel, Wien und Limburg. Es gebe einen richtigen „IBA-Boom“, weil sie nicht mehr nur „Problemlöser“ sind, sondern zunehmend auch als „Chancenverwerter“ verstanden werden. Jede IBA zeichne sich durch ihre Einzigartigkeit aus, dennoch gebe es eine gemeinsame „DNA“, die sich jeweils aus Ort, Visionen, Prozess und Projekten zusammensetze. Die Konkretisierung der Visionen erfolge in Leitthemen. In Hamburg waren das die weltoffene und wachsende Stadt im Klimawandel. Entscheidend für den Erfolg sei eine gute Vorbereitung in Form eines intensiven Prä-IBA-Prozesses, eine breite Unterstützung seitens der Politik sowie eine Vernetzung der IBA in der Gesellschaft. Hinzu kommen visionäre Ideen und ein lernender partizipatorischer Prozess, der in vorbildliche Projekte mündet. In Hamburg konnten auf diese Weise 70 Projekte realisiert werden.

Ob und welchen Beitrag eine IBA München zur Transformation in Stadt und Region leisten kann, hat Prof. Dr. Manfred Miosga von der Universität Bayreuth, Abteilung Stadt- und Regionalentwicklung, sowie Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum erläutert. Als Beispiel führte er die IBA Emscherpark an, die zur Bewältigung der Strukturkrise im nördlichen Ruhrgebiet im Zeitraum von 1989 bis 1999 stattgefunden und entscheidend zu einem neuen Selbstbewusstsein der Region beigetragen hatte. Eine IBA könne bedeutende und bleibende Impulse setzen und ermögliche ein „Großes Denken – outside the Box“. Als Rahmenbedingung für die IBA München identifizierte Prof. Miosga die Klimakrise als existenzielles Problem. Hier stehe insbesondere die Mobilitätspolitik in der Verantwortung. Eine IBA mit Leitthema Mobilität könnte Lösungen für eine CO2-freie Mobilität in der Stadt und auf dem Land auf den Weg bringen und ein Einstieg in die Verkehrswende sein.

Die Ergebnisse der IBA-Machbarkeitsstudie im Auftrag der Stadt München sind der erste Schritt hin zu einer Bauausstellung. Zur Machbarkeitsstudie und dem weiteren Vorgehen stand Prof. Dr. Elisabeth Merk, Leiterin des Referats für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München, Rede und Antwort. Die Studie trägt den Titel „Räume der Mobilität“ und schlägt eine „IBA unterwegs“ vor – also eine Internationale Bauausstellung mit wechselnden Stationen, in der die Region zum „Reallabor“ wird: mit Experimenten, baulichen Projekten, großräumigen regionalen Konzepten, neuen Kommunikations- und Organisationswegen. Die Studie wurde gemeinsam mit benachbarten Kommunen und Landkreisen erarbeitet. Ziel ist es dabei, durch gezielte Maßnahmen einen Wandel der Mobilität zu erreichen. Dabei ist Mobilität mehr als nur „Verkehr“ – auch ihre kulturelle, soziale und räumliche Dimension sollen im Rahmen der IBA bearbeitet werden.

Im Anschluss zu den Vorträgen diskutierten die Referent*innen mit Dipl.-Ing. (FH) Christine Degenhart, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, Katrin Habenschaden, Vorsitzende der Grünen Fraktion Stadt München, Ursula Sowa und Dr. Markus Büchler die Chancen einer IBA im Freistaat. Christina Degenhart verwies auf die Bedeutung der Digitalisierung bei der Vernetzung von Räumen und ist überzeugt, dass eine IBA bei Architekten und Ingenieuren eine breite Unterstützung finden wird. Katrin Habenschaden sieht in dem mit einer IBA einhergehenden „kreativen Ausnahmezustand auf Zeit“ für Politik und Verwaltung enormes Potential für Innovationen. Einig war man sich vor allem darüber, dass neben dem Leitthema Mobilität auch Aspekte des Bauens, Wohnens und der Stadtentwicklung eine zentrale Rolle spielen sollten.

Ursula Sowa und Markus Büchler wünschen sich, dass auch weitere Regionen im Freistaat auf den IBA-Zug aufspringen. Zur Konkretisierung der Ideen sowie um eine Projekt-, Organisations- und Finanzierungsstruktur für den IBA-Prozess zu entwickeln, braucht es aber die Unterstützung durch den Freistaat. Dazu will die grüne Landtagsfraktion einen Antrag in den Landtag einbringen:

Wer selbst Ideen zur IBA hat, ist herzlich eingeladen, sich damit an meine Kollegin Ursula Sowa, MdL zu wenden. Kontakt: ursula.sowa@gruene-fraktion-bayern.de